admin
02.09.2006, 20:52
Nachstehend die offizielle Stellungnahme von Rico Anthes zu Hockenheim 2006.
Zu finden unter:
http://www.dragster.de/web2006/news_06/statement_2006.html
Anatomie" eines Dragster-Rennens
Wer sich die Zeit nimmt diese Story zu lesen, sieht Drag Racing künftig sicher mit anderen Augen.
Ich will meine „kleine" Erläuterung über die Gesetzmäßigkeiten eines Drag Racing Events mit der Anmerkung beginnen, dass ich natürlich Verständnis habe, für den Frust aller Fans die auf den Tribünen im Regen saßen und gekommen waren, um Rekordzeiten der Top Fuel Dragster zu sehen, jedoch bis Sonntag 12.11 Uhr warten mussten, bevor die erste 4,91 Sekunden Zeit auf der Anzeigetafel erschien.
Mag es auch so ausgesehen haben, als würde sich die Organisation keine Gedanken über die Wünsche der Zuschauer machen, so war es zu jeder Zeit die oberste Priorität einen Weg zu finden, trotz der vielen Regenschauer einen ordnungsgemäßen Rennablauf zu gewährleisten. Und dies hat das gesamte Organisations-Team der NitrolympX am Ende auch zustande gebracht. Wer von den Zuschauern das Interesse an den sportlichen Leistungen der Drag Racing Teams hatte und bis Sonntag auf den Tribünen geblieben ist, konnte trotz aller widrigen Wetterumstände die kompletten Ausscheidungs- und Finalläufe aller 15 Drag Racing Klassen sehen.
Ironie des Wettergottes:
Pünktlich um 17.00 Uhr, nach dem letzten Finale und den letzten Afterburner-Flames der Jet-Dragster, setzten wieder sintflutartige Regengüsse ein.
Zum besseren Verständnis des Drag Racing Sports muss ich ein paar Informationen vorausschicken:
1. Ein Dragster-Rennen unterliegt einem Reglement und einer behördlichen Genehmigung.
Mit der Teilnahme-Erklärung jedes Fahrers, von denen bei den NitrolympX immerhin 220 anwesend waren, hat jeder Teilnehmer, vom Junior Dragster bis zum Top Fueler den Anspruch auf bestenfalls vier, jedoch wenigstens einen Qualifikationslauf, um sich für die Ausscheidungsläufe (Eliminations) zu platzieren. Dafür gibt es einen offiziellen Zeitplan, in dem übrigens auch eine Mittagspause von 1 Stunde vorgesehen sein muss. Jede Abweichung hiervon muss durch einen geänderten Zeitplan den Teilnehmern rechtzeitig mitgeteilt werden und ist dann einzuhalten.
Die Teilnehmer der UEM Drag-Bike Europameisterschaft haben wegen der internationalen Championship-Wertung vorrang vor allen anderen Klassen und müssen wenigstens 2 Qualifikationsrunden erhalten.
2. Jedes Team benötigt zwischen den Qualifikations- und Ausscheidungsläufen eine bestimmte Zeit, um ihr Fahrzeug für die nächste Runde vorzubereiten.
Ein Public Racer benötigt hierfür wenig Zeit, ein Top Fuel Team braucht mindestens zweieinhalb Stunden, um Motor und Kupplung zu zerlegen und neu zu präparieren. Vor jedem Lauf muss ein Top Fuel Motor warmlaufen (Warm-up), damit alle Teile Betriebstemperatur haben. Danach werden Ventilspiel und Kupplungsspiel für den Rennlauf eingestellt. Hierfür benötigt das Team eine halbe Stunde, dann erst kann der Dragster an den Start gehen. Diese Prozedur gilt auch für die Klassen Top Methanol und Pro Mod. Man kann diese Fahrzeuge nicht unbegrenzt lange Zeit im Line-up (Vorstart) warten lassen, da die Motoren wieder auskühlen.
3. Ein Dragster-Rennen geht zwar nur über 402,33 Meter, aber zusätzlich werden in Hockenheim noch 1000 Meter Bremszone benutzt und diese gehören laut Streckenprotokoll ebenfalls zur Rennstrecke.
Auch wenn nur ein kleiner Abschnitt dieser Strecke nass oder durch Öl verschmutzt ist, darf kein Dragster gestartet werden. Eigentlich ganz logisch, denn der Bremsvorgang aus bis zu 490 km/h ist mindestens genauso kritisch wie die Beschleunigungsphase. Am vergangenen Wochenende hat es zeitweise im Auslaufbereich geregnet und im Fahrerlager überhaupt nicht.
Mit diesem Wissen schauen wir uns jetzt gemeinsam das Computer-Protokoll der Zeitnahme am Samstag 26.8.2006 an:
Bereits um 7.00 Uhr war unser Personal auf der Rennstrecke und zu diesem Zeitpunkt gab im Motodrom immer noch vereinzelt Nieselregen, der zwar sehr fein war, jedoch den Beginn der Trocknungsarbeiten verhindert hat. Selbst eine Armada von Trockner-Gebläsen hat keinen Erfolg, wenn auf die trockene Spur wieder Regen fällt.
Ich brauche wohl nicht ausdrücklich zu erwähnen, dass die Rennleitung ständig die lokalen Wettermeldungen beobachtet hat und versucht hat mit diesen Vorhersagen einen neuen Ablaufplan zu entwickeln. Es waren für den Samstagmittag keine weiteren Schauer mehr angekündigt, lediglich erneute Regenfälle für den Abend.
Ab ca. 7.30 Uhr fiel kein Regen mehr und die Strecke (1400 m) konnte getrocknet werden. Um 10.53 Uhr fuhr das erste Fahrzeug. Bestimmt versteht jeder die Tatsache, dass man zuerst die Fahrzeuge mit weniger PS-Leistung auf die Strecke schickt und die Strecke quasi „einfährt" bevor Fahrzeuge mit mehr als 1000 PS an den Start gehen. Gemäß „regulärem" Zeitplan war für die erste Qualfikationsrunde ein Zeitraum von 3 Stunden erforderlich. Deshalb waren die Top Teams (Pro Mod, Top Methanol, Top Fuel) informiert um 14.00 startbereit zu sein.
Es gelang unserer Starter-Crew, durch eine extrem beschleunigte Abwicklung, die erste Qualifikationsrunde in nur zweieinhalb Stunden abzuwickeln. Um 13.28 Uhr fuhr die letzte Paarung dieser Runde und jetzt waren alle Fahrzeuge im Fahrerlager, um sich für die nächste Runde vorzubereiten und die Top Teams waren mit ihrer Warm-up Prozedur beschäftigt.
Wer hätte in der Zeit zwischen 13.28 und 14.00 Uhr fahren sollen?
Die jetzt entstandene Pause war nicht geplant, sondern zwangsläufig, da keine Fahrzeuge mehr verfügbar waren, die hätten fahren können. Es ging uns nicht darum den VIP-Gästen Zeit zum Mittagessen zu geben oder den anderen Verpflegungsständen die Möglichkeit endlich ihre vorbereiteten Bratwürste zu verkaufen. Wer so denkt, versucht einen Schuldigen zu finden, um seine Verärgerung über das Wetter abzureagieren.
Um 14.00 waren die Pro Mod Fahrzeuge in der Startaufstellung und von 14.05 bis 14.16 Uhr fuhren 3 Paarungen dieser Klasse als erneuter Regen, der laut Wettervorhersage nicht hätte kommen sollen, uns zwang das Rennen zu unterbrechen.
Was soll die Organisation bis zu diesem Zeitpunkt falsch gemacht haben?
Die Antwort ist einfach. Es wurde alles richtig gemacht, denn zumindest 90% der anwesenden Teams hatten eine Qualifikationszeit für das Rennen am Sonntag.
Natürlich ist es bedauerlich, dass es ausgerechnet für die Top Klassen zu keinem Lauf kam, aber dafür kann man nur das Wetter und nicht die Organisation verantwortlich machen.
Nachdem der Regen wieder aufgehört hatte, wurde die Strecke erneut getrocknet und um 17.01 fuhr die erste Paarung der Klasse Super Street Bike, um die Strecke für die 2. Qualifikation der UEM Drag-Bike Europameisterschafts-Klassen „einzufahren". Wir erinnern uns: Die Pro Stock Bikes, Super Twin und Top Fuel Bikes hatten Anspruch auf 2 Qualifikationsläufe! Anschließend begann die erste Eliminations-Runde für die Klassen Super Gas und Super Street Bike, die um 18.13 abgeschlossen war.
Jetzt mussten wir wiederum eine „Zwangspause" machen, da die UEM-Klasse Pro Stock Bike ebenfalls zur ersten Ausscheidungsrunde antreten sollte, aber die Teams noch im Fahrerlager bei der Wartung ihrer Maschinen waren. Unabhängig davon mussten die gesamten Pyro-Effekte für die Night-Show entlang der Strecke installiert werden. Dies ist, aufgrund der „gesetzlicher Bestimmungen für den Einsatz von Feuerwerkskörpern", erst kurz vor der Show möglich. Außerdem hatte der ständige Regen einen Kurzschluss in den Anzeigetafeln der Zeitnahme verursacht und es mussten entsprechende Sicherungen und Steuerteile ausgewechselt werden.
Genug Gründe um 45 Minuten Pause zu rechtfertigen, oder?
Um 19.11 Uhr fuhr die erste Paarung der V-Rod Destroyer Cup Eliminations und um 19.20 die ersten drei Paarungen der Klasse Pro Stock Bike. Dann begann es erneut zu regnen. Alle noch ausstehenden Ausscheidungsläufe mussten dadurch auf den Sonntagmorgen verlegt werden.
Jetzt hatte das Night-Show Programm oberste Priorität !
Der Ablaufplan der Show war schon am Mittag den Wetterverhältnissen entsprechend geändert worden. Als erstes sollten die Top Fuel Dragster um 20.00 das Night-Show Programm eröffnen, aber der beharrliche Nieselregen machte das Trocknen der Strecke unmöglich. In Absprache mit allen Top Teams beschlossen wir, auf beiden Fahrbahnen wenigstens eine Strecke von 100 Metern zu trocknen, um einigermaßen sichere Voraussetzungen für Burnouts zu schaffen. Mehr gab die verbliebene Zeit einfach nicht her. Die Alternative, nur eine Bahnseite komplett zu trocken, um dort Läufe über die volle Distanz der Viertelmeile fahren zu können, kam aus Sicherheitsgründen nicht in Frage, da auch die Bremszone von weiteren 1000 Metern hätte getrocknet werden müssen.
Was unsere Organisation in den 2 Stunden Abendprogramm, bei den herrschenden Wetterbedingungen, dem Publikum präsentiert hat, kann ich nur als sensationell bezeichnen. Das komplette Showprogramm wurde vorgeführt und alle Top Dragster Klassen kamen an den Start, um „ihrem" Publikum zu zeigen, dass Dragster-Piloten in allen Situationen bereit sind, bis an das absolute „Sicherheits-Limit" und in einigen Fällen sogar darüber hinaus zu gehen. Dafür gebührt den Fahrern entsprechendes Lob, das ihnen von meiner Seite auch ausgesprochen wurde. Leider kam von Seiten des Publikums hier nur wenig positive Reaktion.
Wer glaubt, durch eine erworbene Eintrittskarte seinen Anspruch auf ein Spektakel über die Sicherheit stellen zu können, der hat die falsche Veranstaltung besucht.
Glücklicherweise sind die „echten" Drag Racing Fans in der Überzahl, denn diese blieben auch am Sonntag auf den Tribünen und warteten erneut geduldig, bis der Regen aufhörte und um 10.55 Uhr die Eliminations begannen. In knapp 6 Stunden wurden, bis zum pünktlichen Ende der Veranstaltung um 17.00 Uhr, in allen 15 Dragster-Klassen Bestleistungen gezeigt. Ein neuer Streckenrekord bei den Super Street Bikes mit 7,742 sec des Schweden Patrik Borgh, eine persönliche Bestzeit von Roel Koedam mit 6,190 sec bei den Top Fuel Bikes und eine neue Top-Speed Bestmarke des Schweizers Urs Erbacher mit 490 km/h in der Top Fuel Dragster Klasse.
That’s Drag Racing – you may like it, or not !
See you in Hockenheim 2007
Rico Anthes und das Organisations-Team der NitrolympX
Des weiteren gibt es noch ein Statement zu dem Thema "Modified Street"
Zum Thema Modified Street ein kurzer Kommentar:
Ich habe am Sonntag nach dem 200 Meter Oildown eines MS alle anderen Fahrer zu einem Gespräch im Vorstart versammelt und Ihnen folgendes mitgeteilt.
MS ist eine fortgeschrittene Street Klasse mit einem Index von 10,90 sec. Wer nicht in der Lage ist mit seinem Fahrzeug/Motor Setup diesen Index sicher und ohne Materialschaden zu erreichen, eher sogar zu unterschreiten, hat hier keine Zukunft. Genau wie bei Super Gas und Super Comp sollte ein Fahrzeug den gesetzten Index mit Leichtigkeit fahren, ohne "auseinanderzufallen". Wenn wir bereits in den "kleinen" Klassen Oildown-Kandidaten auf die Piste lassen, wird jeder Zeitplan zur Makulatur. Am vergangenen Wochenende gab es in den Top Klassen keinen Oildown, auch deshalb konnten wir die verlorene Zeit der Regenpausen wieder aufholen.
Es geht auch in MS darum, den optimalen Lauf am nächsten zu dem 10,90 Index zu fahren und nicht mit "ach und krach" und Höchstdrehzahl diese Zeit zu erreichen. Einige MS sollten daher ihre Kombination überdenken und eventuell zurückrüsten auf Public Race 12.0 sec oder eine stärkere, stabile Motorvariante finden. Das mag das Ende der Käfer-Fraktion in MS bedeuten, aber ich denke es wird künftig eine Limit-Zeit in MS geben die deutlich unter dem Index 10,9 liegt. Wer diese nicht erreicht kann zumindest in Hockenheim nicht mehr antreten.
Die Techn. Abnahme wir künftig "betagte" V-8 Motoren und Standard-Automatik-Getriebe etwas genauer inspizieren, um "überstrapazierte" Kandidaten auszumustern.
Gruss
Rico
Durch diese Statements stellen sich viele vorher diskutierten Punkte wohl anders da und man erkennt auch die Probleme die bei einer Veranstaltung berücksichtigt werden müssen. Da nunmehr alle Seiten gehört wurden bitte ich um Verständnis, das dieses Thema gleich geschlossen wird.
webmaster@dragracing.de
Zu finden unter:
http://www.dragster.de/web2006/news_06/statement_2006.html
Anatomie" eines Dragster-Rennens
Wer sich die Zeit nimmt diese Story zu lesen, sieht Drag Racing künftig sicher mit anderen Augen.
Ich will meine „kleine" Erläuterung über die Gesetzmäßigkeiten eines Drag Racing Events mit der Anmerkung beginnen, dass ich natürlich Verständnis habe, für den Frust aller Fans die auf den Tribünen im Regen saßen und gekommen waren, um Rekordzeiten der Top Fuel Dragster zu sehen, jedoch bis Sonntag 12.11 Uhr warten mussten, bevor die erste 4,91 Sekunden Zeit auf der Anzeigetafel erschien.
Mag es auch so ausgesehen haben, als würde sich die Organisation keine Gedanken über die Wünsche der Zuschauer machen, so war es zu jeder Zeit die oberste Priorität einen Weg zu finden, trotz der vielen Regenschauer einen ordnungsgemäßen Rennablauf zu gewährleisten. Und dies hat das gesamte Organisations-Team der NitrolympX am Ende auch zustande gebracht. Wer von den Zuschauern das Interesse an den sportlichen Leistungen der Drag Racing Teams hatte und bis Sonntag auf den Tribünen geblieben ist, konnte trotz aller widrigen Wetterumstände die kompletten Ausscheidungs- und Finalläufe aller 15 Drag Racing Klassen sehen.
Ironie des Wettergottes:
Pünktlich um 17.00 Uhr, nach dem letzten Finale und den letzten Afterburner-Flames der Jet-Dragster, setzten wieder sintflutartige Regengüsse ein.
Zum besseren Verständnis des Drag Racing Sports muss ich ein paar Informationen vorausschicken:
1. Ein Dragster-Rennen unterliegt einem Reglement und einer behördlichen Genehmigung.
Mit der Teilnahme-Erklärung jedes Fahrers, von denen bei den NitrolympX immerhin 220 anwesend waren, hat jeder Teilnehmer, vom Junior Dragster bis zum Top Fueler den Anspruch auf bestenfalls vier, jedoch wenigstens einen Qualifikationslauf, um sich für die Ausscheidungsläufe (Eliminations) zu platzieren. Dafür gibt es einen offiziellen Zeitplan, in dem übrigens auch eine Mittagspause von 1 Stunde vorgesehen sein muss. Jede Abweichung hiervon muss durch einen geänderten Zeitplan den Teilnehmern rechtzeitig mitgeteilt werden und ist dann einzuhalten.
Die Teilnehmer der UEM Drag-Bike Europameisterschaft haben wegen der internationalen Championship-Wertung vorrang vor allen anderen Klassen und müssen wenigstens 2 Qualifikationsrunden erhalten.
2. Jedes Team benötigt zwischen den Qualifikations- und Ausscheidungsläufen eine bestimmte Zeit, um ihr Fahrzeug für die nächste Runde vorzubereiten.
Ein Public Racer benötigt hierfür wenig Zeit, ein Top Fuel Team braucht mindestens zweieinhalb Stunden, um Motor und Kupplung zu zerlegen und neu zu präparieren. Vor jedem Lauf muss ein Top Fuel Motor warmlaufen (Warm-up), damit alle Teile Betriebstemperatur haben. Danach werden Ventilspiel und Kupplungsspiel für den Rennlauf eingestellt. Hierfür benötigt das Team eine halbe Stunde, dann erst kann der Dragster an den Start gehen. Diese Prozedur gilt auch für die Klassen Top Methanol und Pro Mod. Man kann diese Fahrzeuge nicht unbegrenzt lange Zeit im Line-up (Vorstart) warten lassen, da die Motoren wieder auskühlen.
3. Ein Dragster-Rennen geht zwar nur über 402,33 Meter, aber zusätzlich werden in Hockenheim noch 1000 Meter Bremszone benutzt und diese gehören laut Streckenprotokoll ebenfalls zur Rennstrecke.
Auch wenn nur ein kleiner Abschnitt dieser Strecke nass oder durch Öl verschmutzt ist, darf kein Dragster gestartet werden. Eigentlich ganz logisch, denn der Bremsvorgang aus bis zu 490 km/h ist mindestens genauso kritisch wie die Beschleunigungsphase. Am vergangenen Wochenende hat es zeitweise im Auslaufbereich geregnet und im Fahrerlager überhaupt nicht.
Mit diesem Wissen schauen wir uns jetzt gemeinsam das Computer-Protokoll der Zeitnahme am Samstag 26.8.2006 an:
Bereits um 7.00 Uhr war unser Personal auf der Rennstrecke und zu diesem Zeitpunkt gab im Motodrom immer noch vereinzelt Nieselregen, der zwar sehr fein war, jedoch den Beginn der Trocknungsarbeiten verhindert hat. Selbst eine Armada von Trockner-Gebläsen hat keinen Erfolg, wenn auf die trockene Spur wieder Regen fällt.
Ich brauche wohl nicht ausdrücklich zu erwähnen, dass die Rennleitung ständig die lokalen Wettermeldungen beobachtet hat und versucht hat mit diesen Vorhersagen einen neuen Ablaufplan zu entwickeln. Es waren für den Samstagmittag keine weiteren Schauer mehr angekündigt, lediglich erneute Regenfälle für den Abend.
Ab ca. 7.30 Uhr fiel kein Regen mehr und die Strecke (1400 m) konnte getrocknet werden. Um 10.53 Uhr fuhr das erste Fahrzeug. Bestimmt versteht jeder die Tatsache, dass man zuerst die Fahrzeuge mit weniger PS-Leistung auf die Strecke schickt und die Strecke quasi „einfährt" bevor Fahrzeuge mit mehr als 1000 PS an den Start gehen. Gemäß „regulärem" Zeitplan war für die erste Qualfikationsrunde ein Zeitraum von 3 Stunden erforderlich. Deshalb waren die Top Teams (Pro Mod, Top Methanol, Top Fuel) informiert um 14.00 startbereit zu sein.
Es gelang unserer Starter-Crew, durch eine extrem beschleunigte Abwicklung, die erste Qualifikationsrunde in nur zweieinhalb Stunden abzuwickeln. Um 13.28 Uhr fuhr die letzte Paarung dieser Runde und jetzt waren alle Fahrzeuge im Fahrerlager, um sich für die nächste Runde vorzubereiten und die Top Teams waren mit ihrer Warm-up Prozedur beschäftigt.
Wer hätte in der Zeit zwischen 13.28 und 14.00 Uhr fahren sollen?
Die jetzt entstandene Pause war nicht geplant, sondern zwangsläufig, da keine Fahrzeuge mehr verfügbar waren, die hätten fahren können. Es ging uns nicht darum den VIP-Gästen Zeit zum Mittagessen zu geben oder den anderen Verpflegungsständen die Möglichkeit endlich ihre vorbereiteten Bratwürste zu verkaufen. Wer so denkt, versucht einen Schuldigen zu finden, um seine Verärgerung über das Wetter abzureagieren.
Um 14.00 waren die Pro Mod Fahrzeuge in der Startaufstellung und von 14.05 bis 14.16 Uhr fuhren 3 Paarungen dieser Klasse als erneuter Regen, der laut Wettervorhersage nicht hätte kommen sollen, uns zwang das Rennen zu unterbrechen.
Was soll die Organisation bis zu diesem Zeitpunkt falsch gemacht haben?
Die Antwort ist einfach. Es wurde alles richtig gemacht, denn zumindest 90% der anwesenden Teams hatten eine Qualifikationszeit für das Rennen am Sonntag.
Natürlich ist es bedauerlich, dass es ausgerechnet für die Top Klassen zu keinem Lauf kam, aber dafür kann man nur das Wetter und nicht die Organisation verantwortlich machen.
Nachdem der Regen wieder aufgehört hatte, wurde die Strecke erneut getrocknet und um 17.01 fuhr die erste Paarung der Klasse Super Street Bike, um die Strecke für die 2. Qualifikation der UEM Drag-Bike Europameisterschafts-Klassen „einzufahren". Wir erinnern uns: Die Pro Stock Bikes, Super Twin und Top Fuel Bikes hatten Anspruch auf 2 Qualifikationsläufe! Anschließend begann die erste Eliminations-Runde für die Klassen Super Gas und Super Street Bike, die um 18.13 abgeschlossen war.
Jetzt mussten wir wiederum eine „Zwangspause" machen, da die UEM-Klasse Pro Stock Bike ebenfalls zur ersten Ausscheidungsrunde antreten sollte, aber die Teams noch im Fahrerlager bei der Wartung ihrer Maschinen waren. Unabhängig davon mussten die gesamten Pyro-Effekte für die Night-Show entlang der Strecke installiert werden. Dies ist, aufgrund der „gesetzlicher Bestimmungen für den Einsatz von Feuerwerkskörpern", erst kurz vor der Show möglich. Außerdem hatte der ständige Regen einen Kurzschluss in den Anzeigetafeln der Zeitnahme verursacht und es mussten entsprechende Sicherungen und Steuerteile ausgewechselt werden.
Genug Gründe um 45 Minuten Pause zu rechtfertigen, oder?
Um 19.11 Uhr fuhr die erste Paarung der V-Rod Destroyer Cup Eliminations und um 19.20 die ersten drei Paarungen der Klasse Pro Stock Bike. Dann begann es erneut zu regnen. Alle noch ausstehenden Ausscheidungsläufe mussten dadurch auf den Sonntagmorgen verlegt werden.
Jetzt hatte das Night-Show Programm oberste Priorität !
Der Ablaufplan der Show war schon am Mittag den Wetterverhältnissen entsprechend geändert worden. Als erstes sollten die Top Fuel Dragster um 20.00 das Night-Show Programm eröffnen, aber der beharrliche Nieselregen machte das Trocknen der Strecke unmöglich. In Absprache mit allen Top Teams beschlossen wir, auf beiden Fahrbahnen wenigstens eine Strecke von 100 Metern zu trocknen, um einigermaßen sichere Voraussetzungen für Burnouts zu schaffen. Mehr gab die verbliebene Zeit einfach nicht her. Die Alternative, nur eine Bahnseite komplett zu trocken, um dort Läufe über die volle Distanz der Viertelmeile fahren zu können, kam aus Sicherheitsgründen nicht in Frage, da auch die Bremszone von weiteren 1000 Metern hätte getrocknet werden müssen.
Was unsere Organisation in den 2 Stunden Abendprogramm, bei den herrschenden Wetterbedingungen, dem Publikum präsentiert hat, kann ich nur als sensationell bezeichnen. Das komplette Showprogramm wurde vorgeführt und alle Top Dragster Klassen kamen an den Start, um „ihrem" Publikum zu zeigen, dass Dragster-Piloten in allen Situationen bereit sind, bis an das absolute „Sicherheits-Limit" und in einigen Fällen sogar darüber hinaus zu gehen. Dafür gebührt den Fahrern entsprechendes Lob, das ihnen von meiner Seite auch ausgesprochen wurde. Leider kam von Seiten des Publikums hier nur wenig positive Reaktion.
Wer glaubt, durch eine erworbene Eintrittskarte seinen Anspruch auf ein Spektakel über die Sicherheit stellen zu können, der hat die falsche Veranstaltung besucht.
Glücklicherweise sind die „echten" Drag Racing Fans in der Überzahl, denn diese blieben auch am Sonntag auf den Tribünen und warteten erneut geduldig, bis der Regen aufhörte und um 10.55 Uhr die Eliminations begannen. In knapp 6 Stunden wurden, bis zum pünktlichen Ende der Veranstaltung um 17.00 Uhr, in allen 15 Dragster-Klassen Bestleistungen gezeigt. Ein neuer Streckenrekord bei den Super Street Bikes mit 7,742 sec des Schweden Patrik Borgh, eine persönliche Bestzeit von Roel Koedam mit 6,190 sec bei den Top Fuel Bikes und eine neue Top-Speed Bestmarke des Schweizers Urs Erbacher mit 490 km/h in der Top Fuel Dragster Klasse.
That’s Drag Racing – you may like it, or not !
See you in Hockenheim 2007
Rico Anthes und das Organisations-Team der NitrolympX
Des weiteren gibt es noch ein Statement zu dem Thema "Modified Street"
Zum Thema Modified Street ein kurzer Kommentar:
Ich habe am Sonntag nach dem 200 Meter Oildown eines MS alle anderen Fahrer zu einem Gespräch im Vorstart versammelt und Ihnen folgendes mitgeteilt.
MS ist eine fortgeschrittene Street Klasse mit einem Index von 10,90 sec. Wer nicht in der Lage ist mit seinem Fahrzeug/Motor Setup diesen Index sicher und ohne Materialschaden zu erreichen, eher sogar zu unterschreiten, hat hier keine Zukunft. Genau wie bei Super Gas und Super Comp sollte ein Fahrzeug den gesetzten Index mit Leichtigkeit fahren, ohne "auseinanderzufallen". Wenn wir bereits in den "kleinen" Klassen Oildown-Kandidaten auf die Piste lassen, wird jeder Zeitplan zur Makulatur. Am vergangenen Wochenende gab es in den Top Klassen keinen Oildown, auch deshalb konnten wir die verlorene Zeit der Regenpausen wieder aufholen.
Es geht auch in MS darum, den optimalen Lauf am nächsten zu dem 10,90 Index zu fahren und nicht mit "ach und krach" und Höchstdrehzahl diese Zeit zu erreichen. Einige MS sollten daher ihre Kombination überdenken und eventuell zurückrüsten auf Public Race 12.0 sec oder eine stärkere, stabile Motorvariante finden. Das mag das Ende der Käfer-Fraktion in MS bedeuten, aber ich denke es wird künftig eine Limit-Zeit in MS geben die deutlich unter dem Index 10,9 liegt. Wer diese nicht erreicht kann zumindest in Hockenheim nicht mehr antreten.
Die Techn. Abnahme wir künftig "betagte" V-8 Motoren und Standard-Automatik-Getriebe etwas genauer inspizieren, um "überstrapazierte" Kandidaten auszumustern.
Gruss
Rico
Durch diese Statements stellen sich viele vorher diskutierten Punkte wohl anders da und man erkennt auch die Probleme die bei einer Veranstaltung berücksichtigt werden müssen. Da nunmehr alle Seiten gehört wurden bitte ich um Verständnis, das dieses Thema gleich geschlossen wird.
webmaster@dragracing.de