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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zylinderköpfe oder Motorblock abfräsen?



JYKing
21.11.2010, 16:18
Ich hab hier einen small block Motor der ein Verdichtungsverhältnis von 8,85:1 hat, es sollten aber 9,5:1 sein.

Problem ist neben den großen Brennräumen (62cm³ ausgelitert) dass die Kolbenoberseite im OT im Mittel 0,8mm unter den Zylinderkopfplanflächen liegt.

Wenn man den block auf "zero deck" fräst, also 0,8mm wegnimmt, ergibt sich genau das gewünschte Verdichtungsverhältnis.

Ich würde es daher so machen. Die Ventile haben noch jeweils einen mm mehr Spiel zu den Kolben als die vom Hersteller der Nockenwelle angegebenen Mindestwerte, sollte also passen.

Meine Frage: es wird ja beides gemacht, was ist günstiger, Block oder Zylinderköpfe abfräsen? Und ist 0,8mm am Block noch zu empfehlen?

Gruß,

Simon

Björn Lähndorf
21.11.2010, 16:45
Hallo Simon,

egal ob Du den Block planst oder die Köpfe, die Ansaugspinnenfläche
muß danach ja auch noch angepasst werden; bedeutet die Köpfe müssen eh zerlegt werden.
Gehe mal davon aus, daß es Aluköpfe sind; dann wäre es auch günstiger
die Fläche zu bearbeiten als das gußeiserne Block deck.
Alleine das ausrichten des Blocks zur crank CL ist erheblich aufwendiger als das ausrichten der Köpfe.

viele Grüße

Björn

JYKing
21.11.2010, 18:01
Hallo Björn,

der Motor und auch die Zylinderköpfe (Aluminium) sind zerlegt, das wäre alles kein Problem.

Was ich wissen will ist wie man es denn normalerweise macht, und warum. Motorblock oder Köpfe, und dazu noch Ansaugbrücke abfräsen damit die wieder passt? Gibt ja alle Varianten.

Ich entnehme deinen Worten dass du nur die Zylinderköpfe abfräsen würdest, also auch die Anpassung zur Ansaugbrücke an den Flächen der Köpfe machen. Hat sicher seine Vorteile, gerade beim Preis.

Ich seh darin aber ein kleines Problem, und zwar findet man im www häufig das man für 1cm³ ca. 0,007" (=0,18mm) abfräsen muss. Ich müsste die 62cm³ auf 55cm³ reduzieren um auf 9,5:1 zu kommen, das würde dann 1,26mm entsprechen. Da kommen die Ventile den Kolben schon relativ nahe.

Außerdem wäre durch das Abfräsen der Zylinderköpfe die Quetschkante nach wie vor unverändert. Ob an der Sache wirklich was dran ist weiß ich aber nicht, im Internet liest jeder was über "quench" und gibt es weiter, aber wirklich getestet hat es davon sicher kaum einer.

Ich würde daher vermuten dass das Abfräsen vom Block die technisch bessere Lösung wäre. Obs stimmt weiß ich aber nicht sicher...

Björn Lähndorf
21.11.2010, 18:14
Hallo Simon,

der übliche Weg ist die ausschließliche Bearbeitung der Köpfe.

Verstehe, daß es in Deinem Fall "ergiebiger" ist das Deck abzuplanen, gebe aber zu bedenken, daß der Block danach für evtl. weitere Anwendungen nicht mehr oder nur erschwert zu verwenden wäre.

Ausnahmen sind z.B. extrem teure Motoren, bei denen der Preis des
Motorblocks nur eine untergeordnete Rolle spielt.

Hast Du mal an angle milling gedacht? (ergibt ein paar CC mehr)

viele Grüße

Björn

Richard008
21.11.2010, 18:18
kannst du die kurbelwelle nicht mit etwas mehr hub schleifen lassen?

JYKing
21.11.2010, 18:54
Es ist so das der Block schon auf dem letzten brauchbaren Übermaß ist, weshalb unwahrscheinlich ist das noch ein anderer Kurbeltrieb rein kommt. Es sind auch ganz ordentliche geschmiedete Kolben und gute Pleuel verbaut, da sollte sich also nichts mehr ändern.

Die Zylinderköpfe sind dagegen neu - ich würde deshalb eher den Block und die Ansaugbrücke abfräsen, damit man die Köpfe nochmal für was anderes nehmen könnte.

Komplizierte Sache das ganze...


Original von Richard008
kannst du die kurbelwelle nicht mit etwas mehr hub schleifen lassen?

Theoretisch geht das zwar, aber es wird sehr wahrscheinlich teuerer als das Abfräsen und bringt neue Probleme mit sich was Pleuel und Lager sowie Auswuchten angeht.

Björn Lähndorf
21.11.2010, 19:03
Na denn;

Messerkopf marsch! :thumb:

viele Grüße

Björn

Camaroracer
21.11.2010, 19:41
Hallo Simon.

Ich baue meine Motoren immer mit zero deck heigh zu den Kolben.
Die Quetschkante mit einer 0.040 Kopfdichtung beschleunigt die Frischgase in den eigentlichen Brennraum, bei Verdichtung im OT - Bereich, kurz vor Zündung / bei Anfang der Verbrennung so stark, das sich die Verwirbelung deutlich verbessert. Das ist immer für ein paar PS und eine deutlich bessere Verbrennung gut. Auch die Klopfneigung mit
100 Oktan Sprit von der Tanke sinkt deutlich. Ich fahre meinen 406 ci SB - Chevy, 11,8 zu 1 Verdichtet, 37 ° vor OT, seit Jahren nur mit V - Power 100 Oktan, von der Tanke. Die Brennräume und Kolben haben auch deutlich geringere Kohleablagerungen als in früheren Jahren, bei vergleichbaren Motoren, mit höheren Quetschkantenabstand.

Falls es die Materialstärke hergibt, solltest du es am Block machen.
Dein Motorbauer kann mit Ultraschall prüfen, ob es ok ist.

Gruß Bernd Lauterbach

JYKing
27.02.2011, 16:50
Nochmal hoch damit, ich hab den Block ja beim Motorenbauer 0,8mm abfräsen lassen, heute beim montieren des Kurbeltriebs hab ich festgestellt das die Kolben auf der linken Bank eben mit der Deckfläche sind, auf der rechten stehen sie raus wie auf den Fotos zu sehen.

Nach einigem Messen und vergleichen mit den Werten die ich vor dem Abfräsen gemessen habe hat sich rausgestellt das der Idiot auf der linken Bank 0,8mm und auf der rechten ca. 1,5mm abgefräst hat.

Ich hab noch nie so einen Ärger wie mit diesem Scheißmotor gehabt, eigentlich war nur Tausch der Nockenwelle geplant, das zieht sich jetzt schon ein halbes Jahr hin.

Ich hab jetzt überlegt wie man den Block retten könnte, wenn ich auf der linken Bank eine 8548 PT2 von Fel Pro und rechts eine C5513-070 von Cometic verbaue komme ich rechts auf 9,40:1 Verdichtung, links auf 9,41:1 (mit den tatsächlich gemessenen Werten und ausgeliterten Brennräumen).

Mal davon abgesehen das es Pfusch ist und ich es normal nicht machen würde, was spricht dagegen die zu viel abgefräste Deckfläche mit einer stärkeren Zylinderkopfdichtung auszugleichen? Was dafür spricht ist auf jeden Fall das ich die Schnauze sowas von voll hab von dem Teil und micht nicht noch länger damit rumärgern will...

Acki
27.02.2011, 19:37
Wie geht ihr bei der Ansaugbrücke vor?
Auflegen und dann "probieren" - also soviel abschleifen bis es passt oder langlöcher und dann Kanäle passend bearbeiten?

Björn Lähndorf
27.02.2011, 20:30
@ Acki,

"Faustregel" bei nem 90° V - Motor: das, was von der Zylinderkopfdichtfläche abgenommen wird auch von der Ansaugspinnendichtfläche abnehmen. Nochmal 50% mehr
für die Unterseite der Spinne, damit der Abstand der gleiche zur Blockoberkante bleibt.

@ Simon,

scheiß auf den 0.01 Unterschied - nun ist eh egal. Wird sich im Betrieb nicht wirklich bemerkbar machen - ätzend ist, daß der Kolben evtl. "über die Kante" kippt.
Aber was hast Du zu verlieren. Ich würd das Ding zusammmen nageln und fahren - wenn er über die Wupper geht (was ich nicht glaube) hast Du es wenigstens versucht.
Der Motorbauer sollte allerdings sein Lehrgeld zurückgeben - der hätte vorher wissen müssen auf welche Sache er sich einlässt und nicht schwachsinnig auf dem Deck
rumfideln dürfen - sowas merkt man doch als Maschinenbediener, daß das Werkzeug da auf einmal brutal mehr wegnimmt.
Gegen Blödheit und Bocklosigkeit ist allerdings kein Kraut gewachsen.

viele Grüße

Björn

JYKing
27.02.2011, 20:39
Ja so werd ich es wohl machen, was anderes fällt mir jetzt auch nicht mehr ein.

Den Motorenbauer werd ich morgen mal anrufen, ich bin ja gespannt was er zur Verteidigung seiner Berufsehre zu sagen hat. Ich hab auch schon vorher ein paar Sachen bei ihm machen lassen, bis jetzt war alles o.k. inklusive Kurbeltrieb wuchten mit Schwermetallstopfen. Keine Ahnung warum da ausgerechnet jetzt so ein Scheiß passiert ist.

Die Kohle kann er mir auf jeden Fall zurück geben damit ich die Dichtung bezahlen kann, die Cometic Dichtung kostet mit Versand und Zoll fast 170 Euro :-(

Acki
27.02.2011, 22:42
Ok macht Sinn nach Pythagoras. :) Nockenwellen habt ihr aber nur unterliegend oder? Stehe bei meinem Audi Motor demnächst vor der Aufgabe - Köpfe planen und Nockenwellen einstellen.

JYKing
18.08.2012, 19:12
Von dieser älteren Geschichte gibt es eine Fortsetzung, wenn auch ohne happy End.

Nachdem ich damals dem guten Mann der mir die Deckflächen unterschiedlich abgfräst hat sein Werk gezeigt hatte war er einigermaßen einsichtig. Er hat sich bereit erklärt die andere Deckfläche anzugleichen und sämtliche Kolben passend abzudrehen.

Nach Monaten des Wartens und mehreren Anrufen hat er das auch gemacht.

Der Motor ist dann richtig gut gelaufen, bis zum vergangenen Samstag, wo er im dritten Gang unter Volllast mit einer satten Fehlzündung aus beiden Auspuffrohren ausgegangen ist. Die Ölpumpe hat durch einen angesaugten Fremdkörper blockiert, wodurch das Comp Cams Plastikverteilerritzel mehrere Zähne verloren hat.

Sämtliche Lager (besonders Pleuellager) sind im A..., den Ölfilter hab ich aufgeschnitten, da war auch viel Dreck drin. Die Kurbelwelle sieht allerdings verhältnismäßig gut aus.


Ich muss dazu sagen das ich damals die erste Regel beim Motorenbau verletzt habe (alle Fremdarbeit selber nachkontrollieren). Als ich den short block endlich bekommen habe war der mit Montagepaste komplett zusammen gebaut. Ich hab dann aus lauter Eile stichprobenartig nur zwei Kolben rausgebaut und geschaut ob er mit den Ringen irgend einen Blödsinn gemacht hat, danach alle Pleuel- und Hauptlagerschrauben nochmal nachgezogen, Zylinderköpfe+ Ansaugbrücke drauf und Motor eingebaut.

Ich vermute ganz einfach das er den Block nach dem Bearbeiten nicht vernünftig sauber gemacht hat. Oder sehen die Lagerschalen für irgend jemand hier nicht nach Dreck im Öl aus?

Björn Lähndorf
18.08.2012, 21:49
Hallo,

ja sieht nach unsauber montiert aus - fast jedes Lager hat mindestestens einen größeren Fremdkörper durchgemangelt.
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß die Motorenbauer zu sehr auf ihre automatischen "Waschmaschinen" vertrauen.
Nachdem ich die Teile - seien es Köpfe oder Blöcke" - bearbeitet und gewaschen zurückbekomme, reinige ich die Teile nochmal intensievst und finde häufig noch "Nester" (zusammengebackene Klumpen aus Bearbeitungsrückständen etc) - wenn Teile davon in den Ölkreislauf gelangen: Bingo; dann sehen die Lager aus wie Deine.
Das gemeine an den "Nestern" ist, das die häufig von der Farbe und Struktur ausssehen wie Gussunsauberkeiten, die man in den old style Blöcken gelegentlich so findet.

viele Grüße

Björn

tricky
19.08.2012, 09:17
Björn hat absolut Recht mit der Waschmachine,

daher Stopfen aus dem Hauptölkanal entfernen, Gewinde für "neue Gewindestopfen" schneiden,
danach "alle" Bohrungen entgraten und anschließend mit einer Bürste (bekommste alle Größen im Waffenladen)
säubern. Zum Schluß Stopfen rein und alles wird gut.

Gruß, Ralf

JYKing
19.08.2012, 10:09
Hab den Block gestern gereinigt (mit dem Kärcher gestrahlt, alle Ölkanäle mit zusammengedrehten, in Alkohol getränkten Papiertücher durchgeputzt, danach nochmal mit dem Hochdruckstrahler durch). Auf geschraubte Ölkanalstopfen hab ich den Motor schon vor dem ersten Abfräsen umgebaut.

Es bestätigt sich also wieder das man es gleich richtig machen muss, sonst macht man es zweimal. Wird nicht mehr passieren, und zu dem Laden geh ich in Zukunft auch nicht mehr :-(

Gruß,

Simon

tricky
19.08.2012, 11:10
Von Papiertüchern usw. halte ich nichts, gerade wenn es keine neuen Blöcke sind bekommst Du damit keine Ablagerungen weg.

Hier mal was aus den Staaten: http://www.ebay.com/itm/Engine-Cleaning-Brush-Kit-12-Brushes-61820-Moroso-Performance-Motor-Block-/170857143257?hash=item27c7e11bd9&item=170857143257&pt=Motors_Car_Truck_Parts_Accessories&vxp=mtr

Wie schon gesagt bekommst Du es aber auch hier.

Gruß, Ralf

ABF_lug
19.08.2012, 14:47
Eine Frage zu der Notlaufeigenschaft des Öles. Welches Eigenschaft hatte da Öl?

JYKing
19.08.2012, 16:57
Hallo Ralf, ja solche Bürsten habe ich auch.

Alle bisherigen Blöcke habe ich auch auf diese Art gereinigt (Kärcher, Papiertücher mit Lösungsmittel und Flaschenbürste) und nie ein Problem in der Richtung gehabt. Hätte halt den Shortblock nochmal zerlegen und reinigen müssen.


Eine Frage zu der Notlaufeigenschaft des Öles. Welches Eigenschaft hatte da Öl?

Das Öl hat die Viskositäten 20W50 und erfüllt folgende Spezifikationen:

API SF/CC
CCMC G2/D1
MIL-L-46152 B/C
GM 6085M
Ford ESE-M2C 153C (SF-CC)
Ford SSM-2C 9011A
GM 6085M

Damit hab ich bei den alten V8 Motoren gute Erfahrung gemacht.

Notlaufeigenschaften irgend einer Art waren in diesem Fall nicht relevant, weil in dem Augenblick wo die Ölpumpe blockiert hat die Zähne vom Verteilerritzel abgeschert wurden und die Zündung damit sofort weg war.